Das lineare Fernsehen steht vor grossen Herausforderungen und muss dorthin, wo die Nutzer sind. Also ins Netz und auf die mobilen Geräte. Am IAA-Trendbrunch vom 9. Juni 2017 referierten Urs Leuthard, einer der bekanntesten Journalisten der Schweiz und Arno Heinisch, Gründer und Geschäftsführer des erfolgreichen Web-TV-Senders Rocket Beans, über die Zukunft des Fernsehens. Über 100 IAA-Mitglieder und Gäste nahmen in diesem Jahr am IAA-Trendbrunch teil, um von den zwei Grössen im TV-Geschäft zu erfahren, mit welchen Inhalten und Formaten die Nutzer von heute erreicht werden können.

Wie können die etablierten Sender die jungen Zuschauer halten?
Alleine die «Tagesschau» hat am Fernsehen innerhalb der letzten zehn Jahre 30 Prozent an Zuschauern verloren. Bei den unter 50-Jährigen beträgt der Verlust gar 65 Prozent.
Welche Massnahmen ergreift das SRF, um sich den neuen Gewohnheiten anzupassen? Urs Leuthard, der sich seit Jahren mit der digitalen Disruption im TV-News-Geschäft beschäftigt, präsentierte vier verschiedene Ansätze, wie das SRF die Herausforderungen der News-Formate anpackt:
– Die Sendungen werden ins Netz gestellt.
– Kurze Online-Videos, die 30 bis 60 Sekunden lang sind, werden untertitelt und via Facebook geteilt.
– Mit dem neuen News-Format «SRF Newsflash», das nach der Sendung «Sportaktuell» gezeigt wird, werden die News gezielt dort placiert, wo die Fernsehzuschauer sich aufhalten. Dieses Format funktioniert sehr gut und soll weiter ausgebaut werden.
– Ab 2019 wird der neue SRF-Newsroom in Betrieb genommen, um bei der Verbreitung von News agiler zu sein.

Die Fernseh- und Werbebranche ist gefordert, muss umdenken und handeln!
Der Trend der selbstbestimmten Unterhaltung beschäftigt die Medienhäuser, Agenturen und Werbeauftraggeber gleichermassen. Denn mit dem Internet hat das lineare Fernsehen einen Konkurrenten bekommen, der zunehmend anspruchsvolle Zuschauer schafft. Die Menschen entscheiden selbst, wann sie was über welchen Kanal konsumieren wollen und werden dank den Streamingdiensten selber zu Programmplanern.
Arno Heinisch, der Anfang 2015 den ersten deutschen, unabhängigen und Community-getriebenen Sender Rocket Beans TV startete, zeigte am IAA-Trendbrunch anhand von eigenen Beispielen, wie gutes Web-TV funktioniert und welche Revenue-Modelle möglich sind. Der Web-TV-Sender erhielt 2016 die Auszeichnung als Startup des Jahres durch Gründerszende.de, gewann 2017 den Deutschen Fernsehpreis und zählt zwischenzeitlich 90 Mitarbeiter.
«Unsere Währung sind die Watched Hours» erklärte Arno Heinisch dem gespannten Publikum. Pro Tag wird der Sender, der sich über verschiedene Plattformen verbreitet, von 80’000 Zuschauern konsumiert. 1,2 Millionen Watched Hours pro Woche! Rocket Beans TV bietet unterschiedlichste interaktive Show- und Spielformate und das 24/7. Finanziert wird der Sender nicht bloss durch die klassische Vermarktung. Rocket Beans TV hat verschiedene Revenue-Modelle etabliert. Neben Spenden und dem Verkauf von Merchandise-Artikeln, sind auch Branded Content und Content Marketing für den Web-TV-Sender eine ganz wichtige Einnahmequelle.